Schnelles Geld

Adaobi Tricia Nwaubani
Die Meerblauen Schuhe Meines Onkels Cash Daddy
dtv- Premium
Wer kennt sie nicht?
E-mails, die uns bitten mehrere Millionen auf unseren Konten zu parken. Geld von reichen, verfolgten Afrikanern, die uns gerne 40 Prozent und mehr versprechen, wenn wir ihr Geld in Sicherheit bringen.

Die Zeiten in Nigeria sind schlecht. Trotz Universitätsbschluss findet Kingsley keine Arbeit und kann das Brautgeld für seine angebetete Ola nicht aufbringen. Die haut nach jahrelangem Warten und auf Drängen ihrer Mutter, mit einem GutschiPradaVerehrer ab. Und Kingsley sinnt auf Wiedereroberung. Onkel Boniface alias Cash Daddy, wäre da eine Option.
Onkel Boniface, Persona non grata und schwarzes Schaf der Familie hat sich ein kleines Imperium aufgebaut. Als sein Vater schwer erkrankt, begibt sich Kingsley in die "Lehre"von Cash Daddy und versteht sich bald darauf, habgierigen Europäern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Schnelle Autos, Armani Anzüge und teure Hotels lassen Kingsleys verwundetes Herz höher schlagen. Und schwupps - ist er drin, im big business...
Ziemlich witzig, ziemlich provokant und ziemlich, ziemlich gut. Alle afrikanischen Klisches werden wunderbar bedient und eine Nigerianerin darf das auch.
Großer Lesespaß mit einer überraschenden Wendung am Ende.
Lesen!

Zugemacht - Aufgemacht

Zugemacht hat erstmal der Laden Bundesliga. Der Sportschau-Stammtisch verlagert sich Richtung Biergarten und vielleicht lesen wir, bis zum Beginn der neuen Saison, einfach mal wieder Fever Pitch, Keeper, Warten auf Perlassi oder Neue Vahr Süd.
Aufgemacht hat Moppete in der Dunckerstraße, gleich zwei Türen weiter.
Barista Mirko hat schlankerhand den Kiosk übernommen und in eine großartige italienische Bar verwandelt. Fliesen aus Italien, jede Menge schönes Interior aber alles handfest und ohne überflüssiges Schischi.
Und der Espresso, Cappuccino is echt zum Niederknien.
Eine Bereicherung - so klappts auch mit den Nachbarn.
Lesetipp :
Arno Schmidt
Seelandschaft mit Pocahontas
Bibliothek Suhrkamp
Eine erstklassige Liebesgeschichte. Ein Motorrad, zwei Männer, zwei Frauen. Im Oldenburgischen, am Dümmersee in den 50er Jahren. Urkomisch, rotzfrech und gleichzeitig ein böser Abgesang auf die gute alte Zeit. Früher war eben auch nicht alles besser.
Ihr wundert euch, dass ich mit so alten Kamellen daher komme? Kann ich verstehen! Beim Verpacken der Heimbibliothek (meine Wohnung wird bald saniert und alles muss staubsicher zusammengeräumt werden) sind mir einige alte Schätze unter die Augen gekommen.
Da müsst ihr jetzt durch. Beim nächsten Mal gibt's dann wieder was ganz, ganz Neues.
Übrigens wurde in TTT Zweite Person Singular als herausragend besprochen (siehe letzter blog)
Sag ich doch!

Doppelpack

Außergewöhnlich:
Sayed Kashua: Zweite Person Singular
Berlin Verlag
Zwei arabische Israelis, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Teil des jüdischen Israels zu sein.
Ein Sozialarbeiter in Westjerusalem, der die Identität des gelähmten Jonathans annimmt. Seine Kleidung, seine Musik, sein Leben.
Ein erfolgreicher Rechtsanwalt lebt ganz im modernen, selbst gebastelten Individualismus, voller Statussymbole. Auch er möchte sich frei fühlen, in einem Land, dass es arabischen Israelis so schwer macht.
Jeder tut als ob, glaubt irgendwann selbst, es sei und wird doch eingeholt von seiner wahren Identität.
Mit einem großen Kunstgriff, der den Leser von Beginn an stark involviert, hat Kashua die Zerrissenheit zwischen jüdischen und arabischen Israelis, die Ausnahmesituation der A-B- und C-Gebiete der Westbank in einen neuen Fokus gesetzt.
Ein spannendes und kluges Buch.
Lesen!

Außerordentlich charmant:
Joanna Trollope
Schwiegertöchter
Bloomsbury
Wer kennt sie nicht? Die Übermütter, die niemals das Zepter aus der Hand geben wollen!
Ein hinreißendes Buch über Mütter und Söhne, Schwiegermütter und Schwiegertöchter. Väter, die sich gerne raushalten und Kinder, die die Welt in Ordnung bringen. Nichts ist für die Ewigkeit und die stillsten Wasser haben manchmal die tiefsten Abgründe.
Eine Ode an die Familie und ein Abgesang auf deren Heiligkeit.
Auch Mütter müssen irgendwann mal in Rente gehen und manchmal muss die Welt etwas nachhelfen...
Braucht man dieses Buch?
Nein aber es macht unglaublich viel Spaß, es zu lesen!