Land unter, jetzt bloß nich noch kälter!

Liebe Leute,
meine Wohnung wird kernsaniert und seit Tagen bin ich mit einpacken beschäftigt. Ein Umzug ohne umziehen ist schlimmer als mit. Weil man den ganzen Krempel nicht irgendwann raustragen kann, in neue, größere, schönere...Räume.
Nein, alles muß an den Wänden gestapelt werden, wo mal nichts aufgestemmt oder rausgerissen wird. Schrecklich! Eigentlich hatte ich mich gerade hübsch eingegroovt und dachte 2010 gab es genug Ärger für die kommenden Jahre.
Denkste Puppe, dankeschön!
Schlimmer geht immer, kennt man ja. Und ich heb wohl jedesmal den Finger, wenn es unangenehm werden könnte. Nuzt nix - auch das wird vorüber gehen. Ab Donnerstag zieh ich für ein paar Wochen zu meinen Jungs in die Brunnenstraße. Und gleich zu Beginn sogar die zauberhafte Wohnung der Baronin ganz für mich allein! Was täte ich nur ohne euch?
Fahre dann hoch, statt runter, um zur Arbeit zu kommen und schau mal, wie das ist, wieder im alten Revier zu sein.
Neue Bücher gibt es bald wieder, wenn ich mich unter freundschaftlichem Obdach eingerichtet habe - versprochen.
Gerade bin ich eher reif für die Klappsmühle, kann kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn vernünftige Buchtipps geben. Was ich gerade lese, hab ich eben vergessen - alle Gedanken kreisen nur noch um packen, stapeln und abhängen. Der blanke Horror! Hoffentlich wird es nicht noch kälter, alle Socken und Pullover sind bereits im Nirgendwo verschwunden.
Ob sich die ganze chose lohnt bleibt abzuwarten, eigentlich war ich ganz zufrieden aber mich fragt ja wieder mal keiner...

Schöne Aussichten!


Doris Dörrie
Alles inklusive

Diogenes
Eine Tochter, die unter ihrer Hippie-Busenwunder-von-Teneriffa-Mutter als Kind oft gelitten hat, will alles anders machen. Besser, strukturierter- schön ordentlich und geregelt. Leider ist das Gegenteil der Fall. Pech mit den Männern, der Job nervt und ist perdu, als der Mops, im Krankenstand, mit im Büro sitzt.
Dr. Freud, der Hund, ist ohnehin ihr einziger Vertrauter und Grund nicht gänzlich das Handtuch zu schmeißen.
Und dann gibt es noch die Freundin der Tochter. Die hat ein Haus in der Sonne und einen Mann, der ihr liebevoll beim Essen über die Wange streichelt, Küsschen gibt und ganz den liebenden Ehemann mimt.
Und wie immer, ist natürlich nichts so, wie es scheint...
Großes Kino für den Strandkorb! Lesen!

Oder (wieder ausgegraben):
Frank Schulz
Das Ouzo-Orakel
Eichborn Verlag
Wer dieses ultimative Sommerbuch noch immer nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen.
Jetzt ist genau die richtige Zeit!
Bodo Morten, lange in einem fränkischen Sanatorium freiwillig eingeknastet, ist im zweiten Band der Hagener Trilogie mal eben Zigaretten holen gegangen und abgetaucht. Im dritten Teil, dem Ouzo-Orakel, in Griechenland wieder erschienen. Hier hofft er auf Erleuchtung.
Kein Alkohol, keine Frauen.
Yoga, meditieren und schwimmen sind neuer Lebensinhalt des Erimiten.
Geht ziemlich lange gut, wäre nicht ein alte Jugendliebe wieder aufgetaucht.
Die wiederum ist ihrem abtrünnigen Ehemann auf der Spur, verpasst die richtige Abfahrt und landet bei einer eingeschworenen deutsch-griechischen Gemeinde...
Und das alles in einem Griechenland, wo die Welt noch in Ordnung ist (Erscheinungsdatum des Buches: 2006)!
Holla die Waldfee, da bleibt beim Lesen kein Auge trocken. Zum Brüllen komisch und melancholisch zugleich. Ein Feuerwerk der Sprache!
Übrigens: die beiden ersten Teile sind nicht halb so gut wie dieser Kracher. Kann man sich also gut sparen.
Lesen?
Unbedingt!
Und vielleicht eine Flasche Ouzo kalt stellen. Auch wenn man dieses Zeug überhaupt nicht mag-spätestens in der Mitte des Buches will man mit allen Protagonisten ein Gläschen davon trinken!