Pfoten hoch!

Jenseits aller Gewohnheiten, hier an dieser Stelle ein Kinderbuch - das Kinderbuch! Mein (jedenfalls im Moment) Lieblingskinderbuch. Für Jungs und Alle ab 3.
Catharina Valckx, Pfoten hoch!, Moritz Verlag
Hamster Billy kommt aus einer Gangsterfamilie. Mit Augenmaske, Hut und Knarre ausgestattet, soll Billy, der viel zu lieb ist, Banditenstunden nehmen.
Alle Probanden, die bei dem Ausruf "Pfoten hoch" in Angst und Schrecken geraten sollen, nehmen Billy nicht ernst - im Gegenteil!
Es ist wie verhext!
Aber dann kommt doch noch Billys große Stunde...
Man möchte den Regenwurm Hans-Peter, den Hasen Didi, die Mäusedame Josefine und natürlich Billy höchstpersönlich aus den Buchseiten klauben und gaaaanz doll ans Herz drücken.
Goßes, großes Kino! - für Kleine und Große, Mutige und super Feiglinge.
V O R L E S E N !!!Unbedingt!
Das ist mal ein echter Erziehungsauftrag, der Spaß macht.

Wer' s literarisch krachen lassen will:
Hallgrímur Helgason, Eine Frau bei 1000°, Tropen Verlag
Eine alte Lady 80jährig, ungnädig mit Allem und Jedem, haust in einer Garage - mit einer Handgranate zwischen den Beinen und facebook vor der Nase, der einzige Kontakt zur Außenwelt.
Als Enkeltochter des ersten isländischen Staatspräsidenten, erlebte sie ein wildes 20. Jahrhundert. In Dänemark, Deutschland, Argentinien und Paris hat sich dieses Reibeisen mit Männern im Allgemeinen und Liebhabern im Besonderen die Welt erobert - eine Frau immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer, der nächsten Gefahr und vor allem nach Unabhängigkeit.
Anhand ihrer Männergeschichten erzählt uns der alte Knochen ein großes Stück Zeitgeschichte - vom Zweiten Weltkrieg bis heute. Ein Panorama, bei dem uns die Augen übergehen.
Island mal wieder at its best.
Krasses Buch - nix für sensible Seelchen und Anhänger der hübschen Geschichten, hier gehts ganz amtlich zur Sache. Aber arschcool und ziemlich, ziemlich witzig.
Übrigens ist Helgason der, mit den 10 Tipps, das Morden und den Abwasch...remember?

Das Leben ist eine Baustelle

Und ich mittendrin - immernoch! Umzüge sind Kindergeburtstage gegen Kernsanierungen bei "laufendem Betrieb".
Noch 2 Wochen zwischen Bodenschleifmaschienen, Farbeimern und diversen Vertretern der Handwerkszunft. Dann sollte meine Wohnung wieder mir gehören.
Zwischen grippalem Infekt, Buchladen und irgendwie noch Staub und Dreck im Domizil beseitigen, bleibt nur wenig Zeit für kurze Lesefluchten und dünne Bücher.
Die aber haben es in sich:
Paul Harding, Tinkers, Luchterhand (Pulitzerpreisträger 2010)
Am Ende eines Lebens fängt das Leben nochmal an.
Bis "ganz nach vorn" erinnert sich George Washington Crosby, als er er kurz vorm Ableben in tiefe Halluzination fällt. Vom Vater und Großvater wird da meisterlich erzählt. Menschen- und Naturbeschreibungen bannen den Leser ebenso, wie die abenteuerliche Kindheit, der epileptische, handlungsreisende Vater und das ganze Universum der Zeit.
Während ihm in seinen letzten Stunden der ganze Himmel auf den Kopf fällt, entführt G.W. Crosby den Leser in eine geheimnisvolle Landschaft tief im Norden von Maine. Außergewöhnliche Geschichten einer außergewöhnlichen Familie.
Lesen!
Margit Schreiner, Die Tiere von Paris, Schöffling & Co.
Wie schon bei Haus, Frauen Sex geht es auch hier nicht gerade zimperlich zu.
Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden - wer kennt ihn nicht, den guten alten Abzählvers.
Ein Paar bewegt sich zwischen Wien, Paris, Tokio und Italien. Alles wird probiert, studiert und verworfen. Jeder hat sein eigenes Lebensmodell, will den anderen einbeziehen, verspricht, bricht Wort, quält sich gegenseitig, versucht sich anzunähern und kommt doch auf keinen gemeinsamen Nenner.
Im Selbstgespräch erzählt eine alleinerziehende Mutter über ihre Ehe. Was hoffnungsvoll beginnt endet in einer Katastrophe. Die Tochter, hin- und hergerissen zwischen Vater und Mutter leidet, versucht zu vermitteln und sucht am Ende ihren eigenen Weg.
Nicht sehr erbaulich aber ganz, ganz großartig.
Vielleicht nicht geeignet für die fröhlichen, intakten PBerger Familien.
Für alle anderen: LESEN!