Quo vadis?

Am besten mit Amram und Zelikman in die kaukasischen Berge des 10. Jahrhunderts. Am besten auf einem Elefanten und am allerbesten bis an die Zähne bewaffnet. Jede Menge Schurken der Landstrasse lässt Michael Chabon da für den Leser ihr Unwesen treiben.
Zwei sympathische, bärbeißige Oberschurken, die sich unfreiwillig einem rachesüchtigen Prinzen annehmen, dessen Vater und König der Chasaren vom Thron gestoßen wurde.
Es gibt heftige Keilereien (bei denen nicht immer echtes Blut fließt), großartige Flüche und spektakuläre Fluchtversuche. Ein ständig bekiffter Bader, ein Pferdchen Namens Hillel, ein Elefant der sich an eine Birne erinnert und allerlei verrückte Kuriositäten ziehen einen magisch in diese Geschichte. Am Ende wird man ausgespuckt, bleibt verstrubbelt und erschöpft zurück, die Faust noch immer fest ums imaginäre Beil gedrückt. Sucht den einäugigen Zyklopen, den spindeldürren Juden aus dem Frankenland, den Prinzen oder die Prinzessin, den Usupator den Bek...
Ach und dann stellt man enttäuscht fest, dass dieses sprachgewaltige Abenteuer zu Ende ist. Wie schade!
Lesen!
Buch des Monats November.

Bin ich schon drin?

Yes! Und zwar als Einkaufsempfehlung, ausgezeichnet von der zitty Redaktion, im zitty Spezial SHOPPING 2010/2011! Mit Plakette (klebt schon einladend in der Eingangstür)!
Na, das ist doch mal was! Da kann Prior & Mumpitz aber ganz schön stolz sein, nach einem Jahr schon die erste "Auszeichnung". Haben Kleider für Kleine und Gute Bücher gute Beratung überzeugt. Langsam merkt man auch jenseits der Dunckerstraße, dass es nicht nur besondere Kinderbücher bei P&M gibt, die Buchhändlerin tatsächlich weiß, von was sie spricht und dass Öko auch ganz schön schön ausschauen kann.
Nun war ja alles wahnsinnig nett und hübsch, was in den letzten Tagen passiert ist. Damit ist jetzt Schluss, zumindest literarisch. Sonst wird es langweilig und das Leben ist nicht immer Zuckerschlecken, Geburtstag feiern und Höflichkeiten austauschen. Jetzt wird es ungemütlich, gemein, brutal, kaum fassbar. Wer zart besaitet ist, sollte um dieses Buch einen großen, einen ganz großen Bogen machen. Wer nicht interessiert ist am wirklichen Leben ebenfalls. Aber: Wer dieses Buch nicht liest, ist selber schuld!
SofiOksanen Fegefeuer
Zwei Frauen, die sich treffen. Zufällig, obwohl sie eine gemeinsame Geschiche haben. Nicht ganz zufällig, denn Aliide Tru könnte die Schwester von Zaras Großmutter sein. Als letzte Möglichkeit vor ihrem Zuhälter Pascha zu fliehen, landet Zara bei Aliide, die ein dunkles Geheimnis in ihrem Haus hütet. Die Geschichte beider Frauen springt zwischen Estland und Berlin. Als Estland von den Russen besetzt wurde, waren Folter, Vergewaltigungen, willkürliche Erschießungen an der Tagesordnung. Ständig damit beschäftigt, Leib und Seele, Hab und Gut zu schützen, lässt Aliide ein großes Unglück an ihrer Schwester geschehen, dass nie wieder gut gemacht werden kann. Zara erlebt 50 Jahre später ein ähnliches Märtyrium. Ohne Kriegssituation, wenn man Menschenhandel und illegale Prostitution nicht auch als Kriegszustand unserer Gesellschaft sehen kann.
Dieses Buch ist in all seiner Schrecklichkeit oft kaum auszuhalten, geht unter die Haut, ruft Ekel und Hass hervor. Und doch: Es ist auch ein ganz zartes und wunderschönes Buch. Ein starkes Buch über Liebe und die Kraft immer wieder aufzustehen.
Ein Zeitdokument, ein Stück Geschichte Estlands, dass man so nicht unbedingt kennt. Ein Buch über Treue und Gesinnung, Schuld und Abbitte, Rivalität und Eifersucht. Leben eben, ohne Wohlstands-Attitüden.
Ein ganz wichtiges Buch, finde ich.
Unbedingt Lesen!!!


Super-Edgar, super Sache !

Zogg, Super-Edgar, Das ist ein Geheimnis, Gute Nacht Carola, Warten auf Perlassi und natürlich Sommerlicht und dann kommt die Nacht waren die Spitzenreiter des letzten Elternabends.
Ein richtig schöner Geburtstag war das! Sehr viele alte und neue Stammkunden und Freunde waren da, zum Gratulieren, Feiern, Bücher kaufen und, obwohl die letzten Gäste stehen mussten, sind alle bis zum Schluss geblieben, um mit uns die Korken knallen zu lassen.
Sonnenblumen, Rosen, feinste Schokoladen, edle Tropfen, hinreißende Bilder und Briefe (von den jüngsten Leseclubmitgliedern!), selbsgestaltete Bilderbücher und jede Menge gute Laune brachten die Eltern, Kunden und Freunde mit - sogar ein Fotograf war anwesend (die Bilder gibt es beim nächsten Elternabend am 24 November zu bestaunen). Freund und Kunde B. G. hat eine hymnische Rede auf Prior&Mumpitz gehalten - herrlich, ging "runter wie Öl"!
Fazit: Alles richtig gemacht!
Für die, die nicht dabei sein konnten, hier ein kleiner Trost: Nach der Feier ist vor der Feier! Bis zur nächsten Veranstaltung dauert es gar nicht mehr so lang und dann gibt es die ultimativen Bücher zu Weihnachten.
Hier noch schnell ein Lesetipp aus der argentinischen Auslese:
Warten auf Perlassi von Eduardo Sacheri
Auch ohne Fußballaffinität kommt Mann eigentlich nicht um dieses großartige Buch herum.
Worum geht's ?
Aráoz, den die Freundin verlassen hat, liegt tagelang im Bett seiner leeren Wohnung, raucht und sinniert über das Leben.
Wieso hat der Vater eigentlich irgendwann die Familie verlassen und wieso hat Perlassi dieses verdammte Tor damals nicht verhindert? Ein Tor, dass dem Spiel gar nicht gut getan hat und eng verknüpft ist, mit dem Fortgang des Vaters und dem Untergang des Clubs.
Aráoz will der Sache auf den Grund gehen, macht sich auf, sein Fußballidol aus Kindertagen zu finden und ihm die alles entscheidende Frage zu stellen: Warum?
Perlassi lässt auf sich warten, der junge Mann sich nicht abweisen. An Perlassis alter Tankstelle trotzt Aráoz einem Kaff, dass seit den Neunzigern von der Landkarte Argentiniens verschwunden ist...
Ein Wuchtbuch! Großartig übersetzt! Der Übersetzter muß jede Menge Spaß dabei gehabt haben. Fußballtermini wie: umsäbeln und weggrätschen, Bananenflanke oder Gurkentruppe machen das Buch zu einem echten (Fußball) Leseerlebnis und man hat Lust, wieder mal ins Stadion zu gehen und dem Lieblingsclub lautstark die Stange zu halten!
Lesen!
Braucht man das?
Und wie!