Det is Berlin!

3 Busse, 7 (!) Bänke (eine davon aus Plastik und mit der Aufschrift "Det is Berlin"), 2 Markisen, 1 Laterne (?), einen total veralteten Rechner (schön vor der Ladentür entsorgt, mit Grüßen und dem Hinweis "Frohes Schaffen") und 1 Tisch, der schon beim hinschauen auseinanderfällt.
Na super! Ich wollte keinen Ramsch-Flohmarkt eröffnen.
Alles war total unbrauchbar, zu alt, zu klein oder zu groß, abgelaufener Tüv oder einfach nur grottenhäßlich!
Das war ein voller Schuß in den Ofen! Wer seinen Krempel los werden will, soll doch bitte zur BSR fahren.
Meine Wünsche werde ich demnächst über die Zweite Hand oder mit entsprechenden Eigenmitteln befriedigen müssen.
Gut, dass ich mir keinen neuen Mann gewünscht habe - nicht auszudenken, was mich da alles erwartet hätte...
Ich weiß, einem geschenkten Barsch schaut man nicht...
hinter die Kiemen (natürlich!)
Aber auf solche kostenlose Zuwendungen kann ich gerne verzichten.
War aber teilweise auch zum Brüllen, mit welcher Unschuldsmine, Menschen ohne Schmerzgrenze, einem den letzten Trash andrehen wollen - typisch Berlin, oder?!
Tip Nummer 1:
Lars Saabye Christensen: Yesterday !!!

Alt, sehr alt und laut Verlag bald vergriffen, keine Neuauflage vorgesehen -
schade drum (bei mir gibts aber noch einige Exemplare - is eh klar)
Der, der uns den Halbbruder beschert hat, weiß einfach, wie man's macht!
Das Ding mit der Musik, dem Erwachsen werden, der ersten Liebe...

Norwegen in den 65er Jahren.
Eine sympathische wir-sind-wild-und-wollen-alles-Gang, die sich untereinander nur mit den Namen der Pilzköpfe anredet, Mütter, Friseure und Kiosk-Besitzer in den Ruin treibt, heimlich raucht, beim ersten Rendezvous noch rote Ohren bekommt, trotz Pubertätsbremse irgendwie den Schul- und Erziehungsmarathon übersteht und wunderbar von einem Dilemma ins andere stolpert.
Es gibt ein "Problem mit der Höhensonne" (wer kennt so was heute noch, wir hatten so ein Ding zu Hause und auch ich habe mir mal ordentlich den Pelz verbrannt), den tragischen Todesfall eines Klassenkameraden, viel Zoff mit ungemütlichen Lehrkräften und immer wieder jede Menge Musik.
Man ist geneigt, sofort alle Beatles-Scheiben rauszukramen und alte Freunde anzurufen, um die Frage zu klären, ob auch uns die Musik in unterschiedliche Lager gespalten hat.
Wehmütig denkt man an Flaschendrehen, erste Küsse, Bluestanzen, Lagerfeuer mit schiefen Gitarrenklängen, Klassenausflüge in ekelhafte Schullandheime und natürlich an die ersten Singels und Lanspielplatten, inklusive dem ersten (mit Batterie betriebenen!!! hatte ich, jawoll) Plattenspieler
"Stellen" sind in diesem Buch wirklich noch welche und geklaute Pornoheftchen haben Hochkonjunktur.
Man geht noch mit den Eltern wandern (ob man will oder nicht), Steinschleudern sind lange, die festen Begleiter der Jungs, der erste Rausch ist ganz klar nicht mit dem heutigen Komasaufen zu vergleichen und irgendwie war früher anscheinend doch alles besser.
Die Pariser Maiunruhen, die zwangsläufig mit besonderem Interesse verfolgt werden (ein Onkel wagt den Akt der Selbstbefreiung, in dem er einer viel zu jungen Frau nach Paris folgt) prägen und verändern die Jungs genauso wie 1968 das Massaker von My Lai.
Man wird erwachsen und hinterfragt die Leichtigkeit des Seins - aber alles ohne allzu großen Pathos.
Und immer wieder gibt es jede Menge Musik! Nicht nur die Beatles (alle Kapitel sind nach ihren Songs benannt) auch Bob Dylan mit seinen politischen Texten, die Stones und viele andere Bands aus dieser Zeit haben Einfluß auf die Geschichte.
Große Filme wie "Stand by me", kommen einem in den Sinn, "Sleepers" und "Absolute Giganten".
Auf jeden Fall ganz großes Kino mit fast 6oo Seiten über das, was im Leben am wichtigsten ist: echte Freundschaft und Musik!
Tip Nummer 2: Sadie Jones (Der Außenseiter) : Kleine Kriege
Erscheint erst im August - mehr zum Inhalt beim nächsten Mal, damit ihr es nicht so schnell wieder vergesst.
Nur soviel: es geht um Krieg. Und Liebe. Und Schicksal. Und die Frage, ob der Mensch nicht doch das schlechtere Tier ist.
Angesiedelt 1956 auf Zypern.
Einer, der im Krieg endlich mal was Bedeutendes leisten will, scheitert am
good cop- bad cop- Spiel, an sich selbst im Besonderen und am Krieg im Allgemeinen.
Wenn man nicht zwischendurch dran denkt, dass diese Geschichte auf Zypern passiert, wähnt man sich mit jeder Seite in Afghanistan.
Wahnsinn, wie sich das alles ähnelt- als hätte die Welt nichts dazu gelernt.
Unglaublich gutes und erschütterndes Buch! Hier lohnt sich das Warten auf alle Fälle !

Tip Nummer 3:
Zwischen den Spielen:
Sommerfest bei Prior&Mumpitz am kommenden Samstag 26.06 von 12-18 Uhr !!!
Um 15 Uhr wird der wunderbare
Zoran Drvenkar aus seinem grandiosen
Buch
Wenn die Kugel zur Sonne wird lesen. Eine Fußballgeschichte, der Extraklasse - was sonst!
Es wird Kuchen, Saft und Prosecco geben, Kinderschminken (Silke Schmidt: So schön Mama machts möglich!) und alles, was mir bis dahin noch so einfällt...



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